top of page
AutorenbildNathalie Zimmer

Wo hört Selbstwert auf und fängt Ego an?

Selbstwert oder Ego: Wo liegt der Unterschied?


Das Ego ist ein Meister der Verkleidung. Oft tritt es als Beschützer auf – es bewahrt uns davor, verletzt zu werden, oder hilft uns, unsere Schatten zu verbergen. Doch was genau ist das Ego? Und wie beeinflusst es unser tägliches Handeln, insbesondere in Fragen des Selbstwertes?

Wenn wir beispielsweise Menschen, die uns nicht wertschätzen, aus unserem Leben streichen, oder wenn wir eine Arbeitsstelle oder eine Beziehung beenden, weil wir glauben, etwas Besseres verdient zu haben – ist das dann die Klarheit über unseren eigenen Wert? Oder handelt es sich hier doch nur um das Ego, das eingreift, weil die Dinge nicht so laufen, wie wir es uns vorgestellt haben?


Das Ego als Schutzmechanismus


Unser System Mensch ist unglaublich schlau und lernfähig, und das Ego spielt darin eine wesentliche Rolle. Es ist wandlungsfähig und tritt oft als „weißer Ritter“ auf, der uns weismacht, dass es unseren Wert beschützt. Wir lernen früh, dass wir uns „mehr Selbstwert“ aneignen sollen. Doch wie sieht das in der Realität aus? Bedeutet es, dass wir uns abgrenzen, Grenzen setzen und Menschen aus unserem Leben ausschließen, die unseren Wert nicht erkennen? Oder geht es beim Selbstwert nicht vielmehr darum, den eigenen Wert nicht nur zu kennen, sondern ihn auch zu fühlen?

Selbstwert ist oft ein Rationales Konzept – wir wissen intellektuell, dass wir wertvoll sind, doch oft fehlt das Gefühl. Das Rationale wird dann zu einem leeren Konstrukt, das ohne emotionale Grundlage nicht kraftvoll und wirksam ist. Studien belegen, dass der Mensch Entscheidungen zu 80% emotional und nur zu 20% rational trifft (Zaltman, 2003), was zeigt, wie wichtig das Gefühl für unsere eigene Wahrnehmung ist.


Äußerer Erfolg und der innere Selbstwert

Häufig definieren wir unseren Wert über äußere Attribute. Im Privaten könnte das so aussehen: „Ich bin leidenschaftlich, reflektiert und habe viele Talente. Jeder, der meine Gunst erfährt, sollte sich glücklich schätzen.“ Im beruflichen Kontext könnte das bedeuten: „Ich bringe Mehrwert für meinen Arbeitgeber, motiviere Kollegen und bin erfolgreich in allem, was ich tue.“

Klarheit über die eigenen Potenziale zu haben, ist wichtig und positiv – doch sagt das wirklich etwas über unseren Selbstwert aus? Hier stellt sich die Frage: Was hat unser Selbstwert mit dem zu tun, was wir tun oder wie wir von außen wahrgenommen werden?

Laut dem Psychologen Nathaniel Branden, einem Pionier auf dem Gebiet des Selbstwertgefühls, hat echter Selbstwert nichts mit dem zu tun, was wir tun, sondern damit, wer wir sind. Branden erklärt, dass Selbstwert nur dann authentisch ist, wenn er unabhängig von äußeren Bestätigungen besteht. Echter Selbstwert ist eine innere Überzeugung und kein Konstrukt, das auf äußeren Handlungen basiert.


Gibt man die Macht über den eigenen Selbstwert ab?


Wenn wir eine Beziehung oder ein Unternehmen verlassen, weil wir uns nicht wertgeschätzt fühlen – geben wir dann nicht die Macht über unser Fühlen an unser Gegenüber ab? Ist es wirklich der fehlende Wert, den uns das Gegenüber nicht zuspricht, oder vielmehr das Gefühl in uns, das wir nicht länger spüren wollen? Oft liegt der Schlüssel zur Antwort darin, wie wir uns selbst fühlen. Anstatt zu sagen: „Ich fühle mich nicht wertgeschätzt“, könnten wir uns fragen, ob wir uns wirklich mit uns selbst verbunden haben.

Selbstwert als Gefühl ist unabhängig von äußeren Faktoren. Wir müssen nichts „leisten“ oder „tun“, um wertvoll zu sein. Dieses Konzept basiert auf dem Gedanken, dass wir ohne Bedingungen liebenswert und wertvoll sind – unabhängig davon, ob wir Anerkennung von außen bekommen.



Das Ego als Verteidiger des verletzten Inneren

Es ist leicht, das Ego als Feind zu betrachten, doch es versucht letztlich, uns zu schützen. Wenn wir uns unerfüllt oder nicht wertgeschätzt fühlen, tritt das Ego ein und fordert Anerkennung. Doch was das Ego oft übersehen lässt, ist die tiefere Erkenntnis: Selbstwert entsteht nicht durch äußere Bestätigung.

Das Gefühl der Wertschätzung kommt nicht von den Taten oder Worten anderer, sondern von der Akzeptanz, die wir für uns selbst haben. Es ist das innere Wissen, dass wir, ohne etwas zu tun oder zu ändern, liebenswert und wertvoll sind. Dieses Gefühl der Selbstakzeptanz ist unabhängig von Lob oder Anerkennung und kann nicht durch das Ego ersetzt werden.


Selbstwert als emotionales Gefühl

Selbstwert ist kein rationales Konzept, sondern ein emotionales. Es geht nicht darum, wie wir von anderen gesehen werden oder wie erfolgreich wir sind, sondern darum, wie wir uns fühlen. Wir müssen nichts tun, um wertvoll zu sein – das sind wir von Natur aus. Wenn wir das im Herzen verankern, sind wir frei von den Einflüssen des Egos und frei von äußeren Bestätigungen.

Natürlich haben wir alle Bedürfnisse nach Anerkennung, aber das Bedürfnis danach entspringt oft dem unberührten Ego, das noch nicht gelernt hat, seinen Wert in sich selbst zu finden. Selbstwert ist ein Gefühl, das tief in uns verwurzelt ist – unabhängig davon, wie andere uns sehen oder was wir tun.


Schlusswort

Der Weg zum wahren Selbstwert führt über das Fühlen – nicht über das Tun. Wir sind von Natur aus wertvoll, unabhängig von unseren Taten oder den Meinungen anderer. Wenn wir diese Wahrheit erkennen, können wir unser Ego beiseitelegen und uns auf das Wesentliche konzentrieren: die tiefe, innere Gewissheit, dass wir ohne Bedingungen wertvoll sind.





5 Ansichten0 Kommentare

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen

Comments


bottom of page